von Andreas Seitz

Der Wandel steckt in uns – Kommentar von Andreas Seitz

Schulen sind mittendrin. Unternehmen schon lange. Behörden, öffentliche Einrichtungen, selbst Kirchengemeinden und Vereine kommen nicht mehr drum herum.

 

Wir alle befinden uns mitten in der Transformation. Wie, wann und ob die Transformation ins Digitale überhaupt endet, ist offen. Denn wir stehen vor dem nächsten „hot shit“ technologischer Entwicklung: Dem Quantencomputing. Exponentiell steigende Rechenleistung, unerschöpfliche Datenmengen und Vernetzungsmöglichkeiten, die das heutige digitale Maß weit überschreiten. Covid-19 hat die Normalität jäh beendet und uns Deutsche in manchen Bereichen aus dem digitalen Tiefschlaf gerissen. Aber Hut ab! Was Schulen, Unternehmen und Institutionen in kurzer Zeit in die virtuelle Welt geschoben haben, zeigt unsere ausgeprägte Fähigkeit, Wandel konsequent voranzutreiben. Wir werden künftig in einer Datenkultur leben. Der Algorithmus wird zu einem Kollegen, der selbst denkt und entscheidet. Als „Transformer“ können wir dieser Kultur die richtige Richtung geben und sie so gestalten, dass Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft entstehen: Bildung für alle, nachhaltiges Handeln, Klima, soziale Ungleichheit. Die Liste ist lang.

 

Was lehrt uns Covid-19 über unsere Wandelfähigkeit? Im Kern sind drei wichtige Erkenntnisse entstanden, die wir beherzigen sollten:

1. Wir stehen technologisch gut da. Zoommeetings, Videounterricht, digitale Lernplattformen, virtuelle Konferenzformate auf Avatarbasis. All das funktioniert so reibungslos, dass wir schon fast vergessen haben, wie verpixelt oder zerstückelt Skypemeetings vor 5-10 Jahren noch waren, falls sie nicht ganz im digitalen Orkus verschwunden sind. Corona vor 10 Jahren? Ein Desaster. Einige Hausaufgaben scheinen wir also gemacht zu haben. Leitungen und Netzzugänge sind leistungsfähig, 5G verspricht noch mehr. Darauf müssen wir setzen.

2. Bei aller Technik ist der Wandel menschengemacht. Es sind wir, die die Kultur machen, nicht die Rechner. Wir sind als einzige Spezies in der Lage, uns in sehr großen Gruppen jederzeit neu zu organisieren, weil wir schnell neues Handeln aus vergangenen Erfahrungen ableiten können. Die andere Kraft in uns ist die bewahrende. Deshalb ist es in den kommenden Monaten und Jahren essentiell, das Beste aus der digitalen Welt mit dem zu verheiraten, was Stephan Grünewald als den „analogen Reichtum“ bezeichnet hat. Wir sind nunmal soziale Wesen. Und Nähe ist das biologische Prinzip der Schöpfung.

3. Wie aber sieht der Zukunftsentwurf aus, in den all diese Möglichkeiten und Chancen münden? Hier kommt die Führung ins Spiel – in der Politik, in Unternehmen, in Institutionen. Wir brauchen einen attraktiven Plan für morgen, der in den einzelnen Bereichen und gesamtgesellschaftlich dafür sorgt, dass die losen Ende zu besten Lösungen verbunden werden. Alle müssen von der digitalen Zukunft profitieren. Den Weg dorthin zu moderieren und denen Raum zu geben, die Lust am Gestalten haben, kreativ sind und das Interesse der Gemeinschaft im Blick haben, wird zur zentralen Führungsaufgabe auf der Reise ins Unbekannte.

 

Bei allem, was sich im Rückblick als falsch oder mittelmäßig herausstellt, bei allen Meinungsverschiedenheiten und Konflikten in der Auseinandersetzung mit Covid-19: Wir treiben den Wandel voran. Das ist eine gute Nachricht für die Zukunft.

Zum Autor:

Andreas Seitz ist Geschäftsführer und Gründer von Be in touch. Zuletzt hat er mit seinem neu erschienen Buch „Durch die Krise führen – die transformative Kraft einer Pandemie“ eine Reihe von Werkzeugen, Landkarten und Methoden zur Ausgestaltung von Transformationsprozessen veröffentlicht.

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